Dr. Lydia M. Peschel
Ein Nachruf für unsere viel zu früh verstorbene Kollegin
Lydia begann ihre Masterarbeit im Oktober 2011 in unserer Arbeitsgruppe und legte damit den Grundstein für unsere Wolfram Chemie. Sie zeigte sehr bald großes Geschick beim Synthetisieren neuer Verbindungen, beim Arbeiten unter Luftausschluss, und vor allem beim Kristallisieren ihrer neu hergestellten Komplexe. Sie beendete ihre Masterarbeit erfolgreich im September 2012 und begann gleich darauf ihre Disseration in unserer Arbeitsgruppe.
Sie war natürlich auch weiterhin ehrgeizig, sehr motiviert und akribisch, und bald entwickelte sie ihr famoses „Bauchgefühl“ für ihre Chemie. Ihr großer wissenschaftlicher Durchbruch kam schließlich bereits im Jänner 2014, als sie ihren ersten Acetylen-Wolfram Komplex isolierte und kristallisierte. Von diesem Zeitpunkt an war klar, dass ihre Dissertation bereits nach nur 15 Monaten Arbeit sehr erfolgreich sein würde. 2015 wurden ihre ersten Ergebnisse in der Angewandten Chemie publiziert und im Sommer nahm sie am ACS Fall Meeting in Boston teil. Auch das letzte Jahr ihrer Dissertation verlief ähnlich erfolgreich und Lydia schuf eine beeindruckende Anzahl an Resultaten, Kristallstrukturen und neuen Forschungsrichtungen in ihrer Wolfram-Chemie. Sie verteidigte ihre Dissertation schließlich am 17 Juni 2016 sehr erfolgreich.
Ihre vielversprechende wissenschaftliche Karriere wurde leider viel zu früh, nach kurzer und schwerer Krankheit, beendet. Lydia verstarb am 2. September 2016. Die Lücke, die sie sowohl als überaus geschätzte Kollegin als auch als liebe Freundin hinterlässt, wird wohl nie zu füllen sein.
Dr. Lydia Peschel Gedächtnispreis
In Anerkennung von und in Erinnerung an Lydias Leistungen als Chemikerin hat sich ihre Familie entschlossen, einen Preis in ihrem Namen zu stiften. Dieser Geldpreis wird an Studierende in unserer Arbeitsgruppe verliehen werden, die bei der Anfertigung ihrer BSc-, MSc- oder PhD Arbeiten ähnlich erfolgreich sind wie Lydia. Für geeignete Kandidaten/innen wird eine BSc-Arbeit mit 200€, eine MSc-Arbeit mit 400€ und eine Dissertation mit 1000€ ausgezeichnet. Die Verleihung erfolgt laufend auf Vorschlag durch ein vierköpfiges Personenkommitee. Die genauen Richtlinien zur Verleihung des Preises können hier entnommen werden. Das Preisgeld wird durch Spenden finanziert. Hierfür wurde ein Konto eingerichtet:
Empfänger: Dr. Lydia Peschel Gedächtnispreis
IBAN: AT51 2032 0326 0435 7165
Empfänger:innen
2023 - Cornelia Rom & Marko Rath
Wieder einmal durften wir gleich zwei hervorragende Bachelor Arbeiten, die bei uns in der Gruppe im Jahr 2022 durchgeführt wurden, auszeichnen. Dieses Mal wurde einerseits Cornelia Rom ausgezeichnet, die in unserer Re Chemie signifikante Fortschritte beim "Deep Purple" Problem erreichen konnte. Ihr besonderes Verständnis der Materie und ihr Geschick beim Züchten von Einkristallen führten zur Isolierung und Charakterisierung eines lange vermissten und gesuchten Isomers, das nun das Puzzle des "Deep Purple" Problems weiter vervollständigt. Die zweite Auszeichnung ging an Marko Rath, der sich mit unserer Mn-Hydrierungs Chemie beschäftigte. Auch hier befanden wir Markos besonderes Geschick beim Hantieren mit unserem kleinen Druckreaktor (alles immer unter Schutzgas, viele Stunden in der Glove Box) aber auch seine Unermüdlichkeit und große Anzahl an durchgeführten Einzelexperimenten höchst auszeichnungswürdig. Diese Arbeiten fanden sogar schon Eingang in eine Publikation ( J. Catal. 2024, 429, 115242).
2022 - Madeleine Ehweiner PhD
Zum ersten Mal wurde eine Dissertation mit dem Lydia-Peschel Gedächtnis Preis ausgezeichnet. Für ihre herausragende Arbeit wurde Madeleine Ehweiner, PhD der Preis verliehen. In ihrer Dissertation "Nature-Inspired Design and Reactivity of Molybdenum and Tungsten Complexes" beschäftigte sich Madeleine mit Wolfram- und Molybdän-Komplexen, die die Funktion und Reaktivität von W- und Mo-abhängigen Enzymen nachbilden können. Dabei war Madeleine äußerst erfolgreich, was sich unter anderem in 8 Publikationen wiederspiegelt. Für die Verleihung nutzten wir den Weihnachtsbesuch von Madeleine, da sie derzeit als Postdoc am MIT in Boston tätig ist. Wir gratulieren recht herzlich.
2021 - Christa Hofer & Patrik Wind
Christa Hofer hat bei uns in ihre Bachelor Arbeit mit dem Titel "Synthesis of Mn(I) mimics of [Fe] hydrogenase for heterolytic H2 activation with pyridazine-based ligands" unter Anleitung von Fabian Wiedemaier an einem relativ neuen Projekt geforscht. Dabei werden Mangan(I) Komplexe synthetisiert und in Elektrokatalyse verwendet . Auf diesem Wege können ansonsten unreaktive Moleküle wie CO2 aktiviert werden und zu neuen chemischen Bausteinen umgewandelt werden. Die Verwendung des unedlen Metalls Mn spielt hierbei eine zentrale Rolle.
Patrik Wind hat in seiner Arbeit "Katalytische Addition einfacher Organohalogene an Alkene durch Molybdändioxido basierte Frustrierte Lewis Paare" unter Anleitung von Antoine Dupé an unserem Mo-Projekt gearbeitet. Hierbei kann durch Erzeugung eines sogenannten frustrierten Lewis-Paares unter Verwendung eines schwach koordinierenden Anions neue chemische Reaktivität generiert werden, die der Mo-Komplex alleine nicht zeigt. Unter anderem können hier nun Olefine katalytisch mit kleinen Molekülen umgesetzt werden.
2020 - Niklas Stix
In diesem Jahr wurde die sehr gute BSc-Arbeit "Exploring the Reactivity of the W-6-MePyS System" von Niklas Stix, betreut durch Madeleine Ehweiner, ausgezeichnet. Auch Niklas arbeitete an unserem Acetylene Hydratase Projekt, das einst durch Lydia so erfolgreich gestartet wurde. Nicht nur während seiner praktischen Arbeit zeichnete sich Niklas durch großes Geschick und Fleiß aus, sondern auch seine dann eingereichte Bachelor Arbeit war ausgezeichnet. Bedingt durch Corona konnten wir nur eine Verleihung im sehr kleinen Rahmen durchführen, und leider konnten auch Lydias Eltern nicht persönlich teilnehmen.
2019 - Lea Brandner
Zum ersten Mal konnten wir 2019 eine Master Arbeit auszeichnen. Lea Brandner erhielt den Preis für ihre Master Arbeit "Alkyne Activation on Bio-inspired Tungsten Complexes". Die praktischen Arbeiten hierfür wurden in der Gruppe von Martin L. Kirk an der University of New Mexico durchgeführt. Im Rahmen von Leas Master Arbeit wurden die W Komplexe auch am Synchrotron in Stanford (Stanford Synchrotron Radiation Lightsource, SSRL) untersucht.
2018 - Susanne Fischer
für ihre BSc-Arbeit "Tris-(thiopyridazinyl)methane based zinc complexes: Synthesis, characterization and theoretical calculations of stabilities", durchgeführt im April und Mai 2017 unter der Anleitung von Michael Tüchler.
2017 - Michael Buchsteiner
für seine BSc-Arbeit "Alkyne Activation on Biomimetic Tungsten Centers", durchgeführt im April und Mai 2016 unter der Anleitung von Lydia Peschel.
Baumpflanzung
Am 1. September 2017 haben wir in Lydias Andenken einen Baum auf der Südwiese, vor dem Institut für Chemie gepflanzt. Wir haben uns für eine Hainbuche entschieden und eine kleine Gedenktafel vor Lydias Baum aufgestellt. Wir möchten uns sehr herzlich bei der Universität, Abteilung Gebäude und Technik, bedanken, die in diesem besonderen Anliegen sehr hilfreich und entgegenkommend war.
Lydias Publikationsliste
- Ehweiner M.A., Peschel L.M., Stix N., Ćorović M.Z., Belaj F., Mösch-Zanetti N.C. Bioinspired Nucleophilic Attack on a Tungsten-Bound Acetylene: Formation of Cationic Carbyne and Alkenyl Complexes. Inorg. Chem. 2021, 60, 8414-8418.
- Schachner, J. A.; Wiedemaier, F.; Zwettler, N.; Peschel, L. M.; Boese, A. D.; Belaj, F.; Mösch-Zanetti, N. C. Catalytic reduction of nitrate by an oxidorhenium(V) complex. J. Catal. 2021, 397, 108-115.
- Vidovič, C.; Peschel, L. M.; Buchsteiner, M.; Belaj, F.; Mösch-Zanetti, N. C. Structural Mimics of Acetylene Hydratase: Tungsten Complexes Capable of Intramolecular Nucleophilic Attack on Acetylene. Chem. Eur. J. 2019, 25, 14267–14272.
- Peschel, L. M.; Vidovič, C.; Belaj, F.; Neshchadin, D.; Mösch-Zanetti, N. C. Activation and Photoinduced Release of Alkynes on a Biomimetic Tungsten Center: The Photochemical Behavior of the W-S-Phoz System. Chem. Eur. J. 2019, 25, 3893–3902.
- Holzer, C.; Dupé, A.; Peschel, L.M.; Belaj, F.; Mösch-Zanetti, N.C. "Mercaptoaryl-Oxazoline Complexes of Palladium and Their High Activities as Catalysts for Suzuki-Miyaura Coupling Reactions in Water", Eur. J. Inorg. Chem. 2018, 5, 568-575.
- Peschel, L. M.; Schachner, J. A.; Belaj, F.; Mösch-Zanetti, N. C. Dinuclear Mo(V) Complexes of Thiophenolate-oxazoline Ligands: Synthesis, Characterization and Exceptional Activity in Catalytic Olefin Epoxidation. Eur. J. Inorg. Chem. 2017, 2808-2817.
- Peschel, L. M.; Belaj, F.; Mösch-Zanetti, N. C. Towards Structural-Functional Mimics of Acetylene Hydratase: Reversible Activation of Acetylene using a Biomimetic Tungsten Complex. Angew. Chem. Int. Ed. 2015, 54, 13018–13021.
- Peschel, L. M.; Holzer, C.; Mihajlović-Lalić, L.; Belaj, F.; Mösch-Zanetti, N. C. Coordinative Flexibility of a Thiophenolate Oxazoline Ligand in Nickel(II), Palladium(II), and Platinum(II) Complexes. Eur. J. Inorg. Chem. 2015, 1569–1578.
- Schachner, J. A.; Terfassa, B.; Peschel, L. M.; Zwettler, N.; Belaj, F.; Cias, P.; Gescheidt, G.; Mösch-Zanetti, N. C. Oxorhenium(V) Complexes with Phenolate–Oxazoline Ligands: Influence of the Isomeric Form on the O-Atom-Transfer Reactivity. Inorg. Chem. 2014, 53, 12918–12928.
- Peschel, L. M.; Schachner, J. A.; Sala, C. H.; Belaj, F.; Mösch-Zanetti, N. C. An Update on WII and MoII Carbonyl Precursors and Their Application in the Synthesis of Potentially Bio-Inspired Thiophenolate-Oxazoline Complexes. Z. anorg. allg. Chem. 2013, 639, 1559–1567.